Sonntag, 13. Mai 2012

DisQussion: Idee für eine Diskussionsplatform


DisQussion ist der Arbeitsname für eine Diskussionsplattform, die Ihren Ursprung in der RLP AG Meinungsfindung hat. Die Idee ein Werkzeug herzustellen, dass dabei hilft die oft unproduktiven und verstreuten Diskussionen in der Piratenpartei zu bündeln und zu organisieren ist nicht neu und es arbeiten auch noch andere an ähnlichen Konzepten. Hier soll ein erster Versuch unternommen werden unser Konzept und seine Motivation darzustellen. Beachtet aber, dass alles hier noch work-in-progress ist, und keineswegs final. Lob, Kritik, Kommentare, Meinungen oder Ähnliches sind dabei höchst willkommen!

Ziele

Ich beginne mal mit einer nicht abgeschlossenen Liste von Zielen für DisQussion:
  1. Zielgerichtete Diskussionen
    Besonders die Diskussionen in Mailinglisten/Foren werden oft zu Schlammschlachten die sich durch persönliche Angriffe und nebensächliche Diskussionen auszeichnen.
  2. Geringe Einstiegshürde in eine Debatte
    Es ist zumeist sehr schwierig in eine laufende oder bereits abgeschlossene Diskussion neu einzusteigen, da sie entweder überhaupt nicht nachvollziehbar ist (persönliche Treffen, Mumble-Sitzungen oder Stammtischdiskussionen ohne ausreichendes Protokoll), oder sehr mühselig selbst zusammengesucht und aufgearbeitet werden muss (hunderte von Mails lesen, nach zugeordneten Blogs googeln  o.ä.).
  3. Übersichtliche Darstellung der verschiedenen Positionen/Argumente
    Die verschiedenen Positionen und die Argumente dafür oder dagegen sind häufig stark vermischt und nur implizit zu finden. Oder sie verbergen sich irgendwo verstreut in einer Flut von Beiträgen. Möchte man sich einen Überblick verschaffen, bleibt einem meist nur zu fragen oder die ganze Diskussion zu durchforsten.
  4. Robustheit gegen Trolle
    Ein guter Troll kann die Diskussion auf einer ganzen Mailingliste zum Stillstand bringen.
  5. Gewichtung der Positionen/Argumente durch ein Meinungsbild
    Stand der Dinge ist im Augenblick leider die subjektive Gewichtung durch Anzahl und Aggressivität von Mails/Tweets/Redebeiträgen.

Strukturieren der Diskussion

Ein wichtiger Aspekt von DisQussion ist es, die Diskussion in eine klare Struktur zu bringen. Die Möglichkeit völlig freie Textbeiträge auf Mailinglisten veröffentlichen, führt zu vielen Problemen. Besonders wichtig für uns ist aber auch die Einschränkung, dass man Diskussionen ohne eine vorgegebene Struktur nur sehr eingeschränkt maschinell ordnen und aufbereiten kann. Wir haben uns daher entschieden, Textbeiträge klar in verschiedene Kategorien einzuteilen.

Wir betrachten Themen, zu denen verschiedene Thesen aufgestellt werden können. Ein Beispiel wäre das Thema "Was sind die besten Crepes?". Dabei wären "Crepes mit Zimt und Zucker" oder "Crepes mit Salami und Käse" mögliche Thesen. Thesen sind dabei nur Standpunkte und enthalten keine Begründung. Diese werden in Form von  Argumenten zu jeder These gesammelt. Argumente sind häufig subjektive Meinungen ("Süße Crepes schmecken besser"), generelle Fakten ("Enthalten mehr Fett"), Einschätzungen ("Machen dick!") oder auch eine Mischung daraus. Sie können sowohl für oder auch gegen eine These stehen. Wir sprechen dann von Pro- und Kontraargumenten. Dabei ist die Zuordnung aber jedem subjektiv überlassen. Denn das gleiche Argument was für den einen gegen die These spricht, kann aus der Sicht des anderen dafür sprechen.

Bewertung von Beiträgen

Eine wichtige Anforderung für unser System ist, dass es ohne Moderatoren auskommen soll. Das soll gewährleisten, dass alle im Diskussionsprozess beteiligten gleich behandelt werden. Daher bedienen wir uns einer Bewertungsfunktion, durch die alle Mitglieder demokratisch dabei helfen können die folgendes zu ermöglichen:
  1. Sortierung von Themen, Thesen und Argumenten nach Wichtigkeit.
  2. Aussortieren von Troll- und Offtopic-Beiträgen.
  3. Die korrekte Einhaltung der Beitragsformen für Themen, Thesen und Argumente.
Das bedeutet, dass jeder Teilnehmer für jedes Thema, jede These und jedes Argument mit abstimmen kann, ob es wichtig, konstruktiv und passend ist. Die Details darüber was genau abgestimmt werden kann sind aber aktuell noch Diskussionsgegenstand.

Weiterentwicklung von Thesen

 Man hat zu erwarten, dass die Positionen sich in einer fruchtbaren Diskussion weiterentwickeln oder ändern. Dabei reicht das Spektrum von einfachen Korrekturen der Rechtschreibung über Formulierungen, Anpassung von Details und grundsätzlichen Änderungen bis hin zu völlig neuen Gegenvorschlägen. Die dadurch entstehende Flut von Thesen führt zu Problemen:
    • Es wird immer schwerer, den Überblick zu behalten.
    • Jede These muss aufs Neue bewertet werden.
    • Argumente müssen für jede These neu gesammelt werden.

 Um diesen Problemen zu begegnen, kommt Vererbung ins Spiel. Die Idee ist, dass sich der Verfasser einer These entscheiden kann, ob er eine bestehende These weiterentwickeln oder eine ganz Neue verfassen will. Diese Zusatzinformation lässt sich dann für die automatische Weiterverarbeitung der Thesen nutzen.

Wenn der Verfasser sich beispielsweise für die Weiterentwicklung entscheidet, dann können wir davon ausgehen, dass die meisten Argumente der Eltern-These weiterhin Gültigkeit haben. Sie können also zunächst alle automatisch vererbt werden. Werden durch die Bearbeitung eine oder mehrere Argumente ungültig, so kann das anschließend durch die Bewertungen der Nutzer geklärt werden. Somit kann man einen Großteil der Argumente wiederverwenden und muss nicht für jede These aufs Neue mit dem Sammeln anfangen.

Auch bei der Bewertung der These selbst können wir diese Zusatzinformation nutzen. Denn es reicht uns dann, die neue These im Vergleich zu ihrer Eltern-These zu bewerten. So können wir entscheiden, ob es sich um eine sinnvolle Weiterentwicklung oder um eine "Verschlimmbesserung" handelt. Am Ende ist für den Nutzer in den meisten Fällen nur eine Version jeder These interessant. Daher ist es wünschenswert, diese Auswahl möglichst schnell und möglichst automatisch zu treffen.

Technisch gesehen bedeutet das, wir schauen auf diejenigen Nutzer, die beide Thesen (Ausgangsthese und Weiterentwicklung) bewertet haben und dabei ihre Meinung geändert haben. Wenn dabei viele Unterstützer zu Ablehnern werden, dann ist das ein klares Zeichen für eine Verschlechterung. Wenn dagegen viele vormalige Ablehner zu Unterstützern werden, dann können wir von einer Verbesserung ausgehen. Auf diese Weise reicht uns eine relativ kleine Stichprobe von Bewertungen um eine Vorhersage über die Qualität der neuen These zu treffen, und dann zu entscheiden, welche Version der These gerade am Wichtigsten ist. Schwierig wird es nur dann, wenn die neue These die Nutzer spaltet (viele Ablehner werden Unterstützer und umgekehrt). Dann muss die These unter Umständen als eigenständige Alternative betrachtet werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Idee der Vererbung dazu dient, das Weiterentwickeln von Thesen zu vereinfachen und festzustellen, welche Version einer These für die Nutzer gerade am wichtigsten ist. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass grundverschiedene Thesen dem Nutzer als Alternativen präsentiert werden, die unabhängig voneinander weiterentwickelt werden können. Diese Alternativen können dann irgendwann einem Entscheidungssystem (z.B. LiquidFeedback oder ein Parteitag) zur Abstimmung gegeben werden.

Erklärungsvideo



Fazit und Ausblick

Wir haben gesehen, wie die klare Strukturierung der Diskussionsbeiträge zusammen mit Bewertungen der Nutzer und einer automatischen Verarbeitung die Übersichtlichkeit der Diskussion stark verbessern kann. Nutzer-Bewertungen zur Filterung von Trollbeiträgen und zur Sortierung der Wichtigkeit ist eine erprobte Methode und kommt schon jetzt in zahlreichen Webseiten zum Einsatz. Diese Bewertungen sollen zusammen mit der Strukturierung auch helfen persönliche Angriffe, zu emotionale Reaktionen und Nebensächliches aus der Diskussion herauszuhalten.

Was in dem Konzept auf jeden Fall noch fehlt, ist eine gute Möglichkeit den Überblick über viele verschiedene Diskussionen und ihre thematische Zuordnung zu behalten. Die hier diskutierten Vorschläge beziehen sich ausschließlich auf die Übersichtlichkeit einer einzelnen Diskussion, geben aber kaum Hilfestellung beim thematischen Einordnen von Diskussionen und beim Finden von Duplikaten und widersprüchlichen Vorschlägen. Ein Konzept dafür wurde neulich in einer Diskussion von Heptasean vorgeschlagen. Ich hoffe, schon bald etwas darüber schreiben zu können.

Anmerkung um Verwirrung vorzubeugen: Beim letzten real-live-Treffen haben wir uns darauf geeinigt "Thesen" in "Vorschläge" umzubenennen. Ich habe den Beitrag hier aber noch entsprechend der ursprünglichen Idee belassen.

Quellen: 

http://www.youtube.com/watch?v=x6r0x5RayZc
https://piratenpad.de/p/disqussion
https://rlp-ag-meinungsfindung.piratenpad.de/2012-05-03
http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Pinae/Meinungsbildung
http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer_Diskussion:Makri
http://www.marinaslied.de/?p=598
http://streetdogg.wordpress.com/2012/05/03/discuss-public-alpha-test/
http://wiki.piratenpartei.de/AG-Meinungsfindungstool/Problembeschreibung
http://blog.intercom.io/criticism-and-two-way-streets
http://wiki9999.org/
http://wiki.piratenpartei.de/AG-Meinungsfindungstool/Roadmap

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