Donnerstag, 30. August 2012

Hypertext gegen Missverständnisse


Ein häufiger Grund für vermeidbare Eskalationen der Diskussionen auf Mailinglisten oder in Foren sind Missverständnisse. Diese entstehen meist weil Begriffe von unterschiedlichen Diskussionsteilnehmern mit unterschiedlichen Bedeutungen gedeutet werden. Die subjektive Konnotation erscheint dabei aber meist als Objektiv, sodass sich derjenige, der den missverständlichen Begriff verwendet meist nicht im klaren darüber ist.

Hypertext bietet eigentlich die Möglichkeit diesem Problem zu begegnen, indem strittige Begriffe durch eine Verlinkung auf die passende Definition eindeutig geklärt werden. Ein aufmerksamer Leser kann so alle Definitionen prüfen und abweichende Konnotationen der eigenen Begrifflichkeit erkennen. Ein emotionaler Leser wird sich vermutlich nicht die Arbeit machen diese Referenzen zu klären, es kann jedoch, wenn beide ihre Definitionen verlinken, ein Dritter eindeutig und sehr einfach nachweisen, dass es ein Missverständnis gab.

In der technischen Realität der Mailinglisten und Foren innerhalb der Piratenpartei ist die konsequente Nutzung von Hypertext zur Vermeidung von Missverständnissen die seltene Ausnahme. Selbst wenn die technische Kenntnis über die Erstellung passender Links vorhanden ist, werden meist keine Definitionen verlinkt, da die Suche nach einer passenden Definition ohnehin zu aufwändig wäre. Es fehlt sowohl die übersichtliche Sammlung passender Definitionen, als auch die Kenntnis darüber die Verlinkung einzufügen.

In Disqussion ist es jedoch möglich dieses Problem sehr nutzerfreundlich zu lösen. Voraussetzung ist, dass in einem Bereich des Vorschlagsgraphen Definitionen als Vorschläge gesammelt werden. Der Begriff definiert dabei den Slot in dem verschiedene Definitionen zur Auswahl stehen. Wenn jetzt in einem anderen Bereich ein Vorschlag oder ein Argument verfasst wird, kann das System automatisch den erstellten Text nach Begriffen durchsuchen, die im Definitionsbereich als Slots vorkommen. Wenn dies der Fall ist, kann der Benutzer per Einblendung gefragt werden welche der Definitionen er gemeint hat. Das System kann dann entsprechend dieser Auswahl passende Links einfügen.

Entscheidet sich ein Benutzer gegen die Auswahl einer bestimmten Definition, kann das System andere Benutzer suchen, die sich für das Thema interessiert haben und sie auffordern den Vorschlag dadurch weiter zu entwickeln, dass die Definition gewählt wird. Ebenso kann in den Texten nach Begriffen gesucht werden, die definiert werden sollten und Benutzer zur Formulierung des Begriffs aufgefordert werden. Solche Maßnahmen ergeben nur im Zusammenhang mit Gameification Sinn, können aber in diesem Zusammenhang als spielerische Herausforderungen ausgestaltet werden.

Montag, 18. Juni 2012

DisQussion: Voting

Vorschläge und Argumente sollen in DisQussion von allen angemeldeten Benutzern bewertet werden können. Da es aber in der Diskussion besonders am Anfang inhaltlich gute Positionen gibt, die noch nicht gut ausgearbeitet sind, ist es schwierig ein nutzbares Urteil mit nur einer Dimension zur Bewertung zu fällen. Die Lösung ist die Einführung einer zweiten Dimension. In eine Richtung kann man dann die inhaltliche Zustimmung, in die andere Richtung die Qualität der Formulierung bewerten.

Dieser Ansatz ist neu und wird im Web2.0 bisher wenig eingesetzt. Darum gibt es für die Darstellung dieses Systems keine Konventionen die sich breit durchgesetzt hätten. Daher haben wir nach einer Darstellung gesucht, die einige Kriterien erfüllt, die ein Intuitives Bedienen ermöglichen sollen:
  • Zustimmung zu allen Punkten sollte klar erkennbar und eher oben sein, da eine Bewertung üblicherweise auf einer vertikalen Skala vorgenommen wird.
  • Daumen hoch und Daumen runter zeigt in der Gesellschaft und im Web2.0 Zustimmung an. "Gefällt mir" bezieht sich dabei normalerweise auf den Inhalt.
  • Gute Formulierungen sind vor allem aus ausgefeilten Schriftstücken bekannt.
  • Sterne markieren positiv hervorgehobenes, im Web2.0 häufig favorisirte oder empfohlene Beiträge.
  • Thema verfehlt, schlecht formuliert, getrollt oder unverständlich wird gerne in Photomontagen mit der Geste der "Facepalm" verknüpft. Facepalm bezeichnet damit eine bestimmte Form wortloser Ablehnung, nicht nur aus inhaltlichen Gründen.
In Kombination führt dies zu diesem Auswahlfeld:




Um die Symbole genauer in Augenschein nehmen zu können, das ganze nochmal in größer:



Ergänzt wird das Feld durch einen Button, mit dem Trollbeiträge markiert werden können. Wir dieser Button gedrückt, ist natürlich die Bewertung in diesem Feld hinfällig.

Donnerstag, 17. Mai 2012

DisQussion: Gameification: Challenges

Für Benutzer, die die spielerischen Aspekte in DisQussion aktivieren, sollten neben Achievements auch Challenges (Herausforderungen) angeboten werden. Im persönlichen Stream des Benutzers tauchen dann Challenges auf, die den Benutzer dazu anregen bestimmte für die Diskussionen auf der Webseite sinnvollen Aufgaben zu erfüllen. Geht der Benutzer auf die Challenge ein, kann er spezielle Achievements bekommen, die ausschließlich bei der Erfüllung von Challenges vergeben werden.

Als Challenges kommen verschiedene Tätigkeiten infrage:
  • Wenn ein Argument häufig als relevant aber schlecht formuliert gekennzeichnet wird, wäre es eigentlich wichtig, dass es besser formuliert wird, wobei der Inhalt nicht verändert werden muss. Verstreicht eine gewisse Zeit, ohne dass Benutzer dies von sich aus tun, kann das System eine Challenge formulieren, sodass es Extra-Punkte gibt, wenn ein Benutzer die Aufgabe übernimmt.
  • Bei zeitkritischen Überarbeitungen, z.B. der Reformulierung eines ungenügend formulierten Vorschlags, der durch ein erfolgreich beantragtes Abstimmungsregelwerk droht, ohne Überarbeitung eingefroren zu werden, kann das System eine Challenge vergeben, bei der nur der erste Benutzer der sie erfüllt das Achievement bekommt.
  • Wenn ein Benutzer nur in wenigen Themenbereichen aktiv ist, kann eine Challenge ihn dazu auffordern, in einem anderen weniger besuchten Themenbereich abzustimmen.
  • Bei frisch abgeleiteten Vorschlägen kann eine Challenge auf die Überarbeitung hinweisen und die ersten X Benutzer, die dazu ihre Meinung äußern bekommen das Achievement.
  • Vermutet das System Trollbeiträge gefunden zu haben, kann eine Challenge dazu auffordern, sinnvolle Votings dazu abzugeben. Das Achievement geht wiederum an die schnellsten X Benutzer.
Natürlich sind solche Elemente reine Spielerei. Andererseits werden Benutzer, die sich auf das Spiel einlassen dazu angehalten sich dort in das System einzubringen, wo es besonders nötig ist. Außerdem steigt so die Wahrscheinlichkeit, dass die Benutzung von DisQussion einfach Spaß macht und auch unbeliebte Themen genug Aufmerksamkeit bekommen.

Montag, 14. Mai 2012

DisQussion: Spielelemente als Anreiz zur Partizipation

Warum ist es einfacher und zu twittern als zu bloggen und warum ist Twitter so beliebt?
Bei Twitter gibt es eine starke Einschränkung (nur 140 Zeichen) und beim Bloggen nicht. Die Antwort ist, dass die Zeichen-Einschränkung bei Twitter ein spielerisches Element ist. Durch die Spielregel sich auf 140 Zeichen begrenzen zu müssen, wird auch implizit das Spielziel formuliert: Trotz der begrenzten Textlänge die gewünschte Aussage zu formulieren. Die Anzahl der Nutzer, die den Tweet lesen, fungiert als Punktzahl, also eigene Follower und die Follower die man per ReTweet erreicht. Blogs bieten dieses spielerische Element nicht und machen daher weniger Spaß.
Wir sind gut beraten spielerische Elemente in Meinungsfindungstools zu integrieren, denn wir möchten, dass sich möglichst viele Leute an der Meinungsbildung beteiligen. Also sollten wir dafür sorgen, dass es möglichst einfach ist, sich einzubringen und Spaß macht.
Für spielerische Elemente ist es die Grundlage, dass es Spielregeln gibt. Die Spielregeln müssen möglichst kurz und einfach zu verstehen sein. Außerdem muss es ein Spielziel geben. Das kann in unserem Fall die Dankbarkeit anderer Benutzer sein, das Ansammeln von besonders viel Unterstützung, Achievements oder Spektakel.

Grundsätzliche Ideen zum Spaß im Disskussionstool

Lernen macht von sich aus Spaß. Wie intensiv der Spaß beim Lernen ist, hängt zum einen davon ab, wie nützlich man das Gelernte für das eigene Leben einschätzt und wie schwierig es ist den Lerninhalt zu verstehen. Meinungsfindungsdiskussionen sind insofern nützlich, dass ich über das Thema irgendwann abstimmen muss. Außerdem kann man mit den Diskussionsinhalten bei Infoständen, Stammtischen und im Meinungsfindungstool selbst glänzen und sich selbst so gut verkaufen. Die Schwierigkeit hängt am Lerninhalt, woran man nicht viel ändern kann und an der Qualität der Lernmaterialien. Um den Lernspaß zu verbessern, müssen wir also die Spielregeln so gestalten, dass im Zuge des Spiels gute Inhalte erzeugt werden.

Meinungsfindungsdiskussionen sind eine soziale Aktivität. Thematische Arbeit mit Gleichgesinnten kann ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen. Außerdem werden Gemeinschaften häufig genutzt, um sich mitzuteilen. Twitter, Facebook, etc. bauen alle darauf auf, dass Menschen ein starkes Bedürfnis danach haben sich mitzuteilen. Verstanden zu werden wird dabei meist wesentlich wichtiger eingestuft, als andere zu verstehen. Die Mitteilung über sich selbst besteht zum größten Teil aus emotionalen Aussagen, die aber meist auch rationale Gründe haben. Insbesondere ist es wichtig die Möglichkeit zu geben die relativ seltenen rationalen Ideen zu äußern. Anderen zu helfen sich verständlich zu machen, wird sozial belohnt. Die Hilfe kann die Reformulierung eines missverständlichen Vorschlags sein oder auch die Formulierung einer Position, der man sich nur noch anschließen muss.

Macht macht Spaß. Wir Piraten würden diesen Punkt gerne leugnen, müssen aber mit Blick auf die meist inoffiziellen Strukturen innerhalb der Partei zugeben, dass der Einfluss mancher Piraten weit größer ist als der anderer Parteimitglieder und dies nicht nur am Willen zur Partizipation liegt. Größere Macht bedeutet auch größere Verantwortung, was die Mehrheit davon abhält, allzu viel Macht anzustreben. Während es wohl ungünstig wäre die Macht selbst durch die Spielregeln zu begünstigen, wäre das Wahrnehmen von Verantwortung ein akzeptables Kriterium, um den Spaß an Macht im System zu haben, ohne die negativen Auswirkungen des Machtmissbrauchs.
Achievements sind objektivierte Strategien zur Personenwerbung, die automatisch verliehen werden können. Mit Achievements kann ein System für Personen Werbung machen, die zu schüchtern sind, sich selbst zu bewerben. Gerade im Hinblick auf den vorherigen Punkt kann das sinnvoll sein. Außerdem geben Achievements Ziele vor, können also ein spielerisches Kernelement direkt formulieren.

Spektakel und Ästhetik spielen auch immer eine große Rolle für den Spielspaß. Während die Ästhetik ausschlaggebend für Coolness, Modernität und Stil ist, können Animation, Sound und Multimedialität Spektakel darstellen. Wenn ich beim Interagieren durch Spektakelelemente belohnt werde, wird dadurch ein Anreiz geschaffen zu interagieren. Medien abzuwechseln beugt wiederum der Langeweile vor.

Als letzter Punkt schließlich kann es häufig sinnvoll sein, der Sammlung von Vorschlägen und Argumenten eine zeitliche Struktur zu geben. Durch die zeitliche Struktur kann die Sammlung als Geschichte wahrgenommen werden und diese Geschichte wiederum durch eine Dramaturgie aufgewertet werden. Es ist dabei nicht notwendig die reale Reihenfolge der Datenerhebung als Grundlage zu nehmen (wobei auch das seinen Sinn haben könnte), sondern es kann jede Reihenfolge gewählt werden, die die Dramaturgie verbessert. Es ginge dabei darum, aus Vorschlägen und Argumenten die interaktive Geschichte des Wegs zur bestmöglichen Abstimmungsentscheidung zu formulieren.

Ideen zur Umsetzung

  1. Jeder Benutzer, der sich an Diskussionen beteiligt muss einen Account haben zu dem auch eine Profilseite gehört. Auf der Profilseite kann man nicht nur sehen, was der Benutzer so treibt, sondern auch wie er sich selbst darstellt. Außerdem können dort seine Erfolge gesammelt werden, wie Achievements und erfolgreiche Anträge.
  2. Durch Achievements wird es Benutzern nahe gelegt möglichst viel zu interagieren. Mögliche Achievements wären:
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Themen angelegt
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Vorschläge angelegt
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Vorschläge weiter entwickelt (Weiterentwicklung hat mehr Unterstützung als vorher)
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Argumente neu formuliert
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Argumente weiter entwickelt
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Meinungen eigestellt
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Anträge direkt abgestimmt
    • Benutzer hat 1, 10, 100 Anträge allegiert
    • Benutzer hat 1, 10, 100 mal den erfolgreichen Vorschlag formuliert
    • Benutzer hat 1. 10, 100 mal Audio in seinen Beitrag eingebunden
    • Benutzer hat 1, 10, 100 mal Video in seinen Beitrag eingebunden
    • Benutzer steht als Legat zur Verfügung
    • Benutzer hat schon einmal 1, 10, 100 Allegationen erhalten
    • Benutzer ist gerade Legat für 1, 10, 100 Andere
    • Benutzer hat 1, 10, 100 mal allegiertes Stimmgewicht an andere weiter gegeben.
    • Benutzer ist seit 1 Woche, Monat, Jahr Mitglied
    • Benutzer ist seit 2, 5, 10, 25, 50, 75 Jahren Mitglied
    • Außerdem kann man jedem Achievement eine Punktzahl zuordnen und bei den Benutzernamen von Benutzern mit vielen Punkten brozene, silberne und goldene Sternchen anzeigen. Man könnte auch über negative Troll-Achievements nachdenken, die die Punktzahl wieder verschlechtern.
  3. Das Interface setzt so weit wie möglich auf Grafik. Statt als Listen werden Themenbereiche, Themen und Argumente als animierte Graphen angezeigt. Die Graphen bauen sich in einer Zeitlichen Reihenfolge auf, die dramaturgisch aufgewertet ist.
  4. Sounds informieren über neue Beiträge in Diskussionen an denen man bereits beteiligt war. Es wird permanent der Eindruck erweckt die Diskussion wäre im konstanten Fluss.
  5. Es wird ein Microblogging-Dienst in das System integriert, um eine harmlose Äußerung von irrationalen oder unkonstruktiven Beiträgen zu ermöglichen (z.B. Witze oder Karrikaturen). Dabei werden die Tags der Beiträge genutzt, um sie den Themen zuzuordnen.
  6. Benutzer können Gruppen gründen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Gruppen werden als solche angezeigt, wenn zwischen den Gruppenmitgliedern ein Konsens besteht, also alle die Selbe Unterstützung oder Ablehnung ausgewählt haben. Außerdem kann bei Microblogging-Beiträgen entschieden werden, dass sie nur an bestimmte Gruppen bzw. Aspekte/Kreise gehen.

Anmerkungen zum Microblogging

Microblogging übersetzt den Small Talk bei ungeplanten Begegnungen in die digitale Welt. Bei diesem Small Talk geht es in erster Linie darum andere Menschen besser kennenzulernen, um sie besser einschätzen zu können. In zweiter Hinsicht hat er seinen Sinn darin organisatorische Informationen zu verbreiten, bzw. an Organisatorisches zu erinnern. Inhaltlich konstruktive Diskussionen sind an dieser stelle eher selten. Daher kann ein Microblogging-Dienst in einem Meinungsfindungstool nie Teil der eigentlichen Diskussion sein. Die kurzen Nachrichten dienen eher dazu auf interessante Diskussionsbeiträge aufmerksam zu machen, den Stressfaktor der Diskussionen zu senken, RL-Treffen oder Online-Konferenzen zu bewerben oder persönliche Informationen zum Leben der Diskussionsteilnehmer zu kommunizieren. Sollte es dennoch in Microblogs interessante Vorschläge oder Argumente geben, kann das System die Möglichkeit bieten diese als reguläre Argumente oder Vorschläge in die passende Diskussion einzubringen.
Wichtig ist dabei die Zuordnung der Microblogs zu den Themen. Dies kann über eindeutig definierte #-Tags geschehen, sodass es möglich wird, zu den Themen die passenden Microblogs anzuzeigen.

Sonntag, 13. Mai 2012

DisQussion: Idee für eine Diskussionsplatform


DisQussion ist der Arbeitsname für eine Diskussionsplattform, die Ihren Ursprung in der RLP AG Meinungsfindung hat. Die Idee ein Werkzeug herzustellen, dass dabei hilft die oft unproduktiven und verstreuten Diskussionen in der Piratenpartei zu bündeln und zu organisieren ist nicht neu und es arbeiten auch noch andere an ähnlichen Konzepten. Hier soll ein erster Versuch unternommen werden unser Konzept und seine Motivation darzustellen. Beachtet aber, dass alles hier noch work-in-progress ist, und keineswegs final. Lob, Kritik, Kommentare, Meinungen oder Ähnliches sind dabei höchst willkommen!

Ziele

Ich beginne mal mit einer nicht abgeschlossenen Liste von Zielen für DisQussion:
  1. Zielgerichtete Diskussionen
    Besonders die Diskussionen in Mailinglisten/Foren werden oft zu Schlammschlachten die sich durch persönliche Angriffe und nebensächliche Diskussionen auszeichnen.
  2. Geringe Einstiegshürde in eine Debatte
    Es ist zumeist sehr schwierig in eine laufende oder bereits abgeschlossene Diskussion neu einzusteigen, da sie entweder überhaupt nicht nachvollziehbar ist (persönliche Treffen, Mumble-Sitzungen oder Stammtischdiskussionen ohne ausreichendes Protokoll), oder sehr mühselig selbst zusammengesucht und aufgearbeitet werden muss (hunderte von Mails lesen, nach zugeordneten Blogs googeln  o.ä.).
  3. Übersichtliche Darstellung der verschiedenen Positionen/Argumente
    Die verschiedenen Positionen und die Argumente dafür oder dagegen sind häufig stark vermischt und nur implizit zu finden. Oder sie verbergen sich irgendwo verstreut in einer Flut von Beiträgen. Möchte man sich einen Überblick verschaffen, bleibt einem meist nur zu fragen oder die ganze Diskussion zu durchforsten.
  4. Robustheit gegen Trolle
    Ein guter Troll kann die Diskussion auf einer ganzen Mailingliste zum Stillstand bringen.
  5. Gewichtung der Positionen/Argumente durch ein Meinungsbild
    Stand der Dinge ist im Augenblick leider die subjektive Gewichtung durch Anzahl und Aggressivität von Mails/Tweets/Redebeiträgen.

Strukturieren der Diskussion

Ein wichtiger Aspekt von DisQussion ist es, die Diskussion in eine klare Struktur zu bringen. Die Möglichkeit völlig freie Textbeiträge auf Mailinglisten veröffentlichen, führt zu vielen Problemen. Besonders wichtig für uns ist aber auch die Einschränkung, dass man Diskussionen ohne eine vorgegebene Struktur nur sehr eingeschränkt maschinell ordnen und aufbereiten kann. Wir haben uns daher entschieden, Textbeiträge klar in verschiedene Kategorien einzuteilen.

Wir betrachten Themen, zu denen verschiedene Thesen aufgestellt werden können. Ein Beispiel wäre das Thema "Was sind die besten Crepes?". Dabei wären "Crepes mit Zimt und Zucker" oder "Crepes mit Salami und Käse" mögliche Thesen. Thesen sind dabei nur Standpunkte und enthalten keine Begründung. Diese werden in Form von  Argumenten zu jeder These gesammelt. Argumente sind häufig subjektive Meinungen ("Süße Crepes schmecken besser"), generelle Fakten ("Enthalten mehr Fett"), Einschätzungen ("Machen dick!") oder auch eine Mischung daraus. Sie können sowohl für oder auch gegen eine These stehen. Wir sprechen dann von Pro- und Kontraargumenten. Dabei ist die Zuordnung aber jedem subjektiv überlassen. Denn das gleiche Argument was für den einen gegen die These spricht, kann aus der Sicht des anderen dafür sprechen.

Bewertung von Beiträgen

Eine wichtige Anforderung für unser System ist, dass es ohne Moderatoren auskommen soll. Das soll gewährleisten, dass alle im Diskussionsprozess beteiligten gleich behandelt werden. Daher bedienen wir uns einer Bewertungsfunktion, durch die alle Mitglieder demokratisch dabei helfen können die folgendes zu ermöglichen:
  1. Sortierung von Themen, Thesen und Argumenten nach Wichtigkeit.
  2. Aussortieren von Troll- und Offtopic-Beiträgen.
  3. Die korrekte Einhaltung der Beitragsformen für Themen, Thesen und Argumente.
Das bedeutet, dass jeder Teilnehmer für jedes Thema, jede These und jedes Argument mit abstimmen kann, ob es wichtig, konstruktiv und passend ist. Die Details darüber was genau abgestimmt werden kann sind aber aktuell noch Diskussionsgegenstand.

Weiterentwicklung von Thesen

 Man hat zu erwarten, dass die Positionen sich in einer fruchtbaren Diskussion weiterentwickeln oder ändern. Dabei reicht das Spektrum von einfachen Korrekturen der Rechtschreibung über Formulierungen, Anpassung von Details und grundsätzlichen Änderungen bis hin zu völlig neuen Gegenvorschlägen. Die dadurch entstehende Flut von Thesen führt zu Problemen:
    • Es wird immer schwerer, den Überblick zu behalten.
    • Jede These muss aufs Neue bewertet werden.
    • Argumente müssen für jede These neu gesammelt werden.

 Um diesen Problemen zu begegnen, kommt Vererbung ins Spiel. Die Idee ist, dass sich der Verfasser einer These entscheiden kann, ob er eine bestehende These weiterentwickeln oder eine ganz Neue verfassen will. Diese Zusatzinformation lässt sich dann für die automatische Weiterverarbeitung der Thesen nutzen.

Wenn der Verfasser sich beispielsweise für die Weiterentwicklung entscheidet, dann können wir davon ausgehen, dass die meisten Argumente der Eltern-These weiterhin Gültigkeit haben. Sie können also zunächst alle automatisch vererbt werden. Werden durch die Bearbeitung eine oder mehrere Argumente ungültig, so kann das anschließend durch die Bewertungen der Nutzer geklärt werden. Somit kann man einen Großteil der Argumente wiederverwenden und muss nicht für jede These aufs Neue mit dem Sammeln anfangen.

Auch bei der Bewertung der These selbst können wir diese Zusatzinformation nutzen. Denn es reicht uns dann, die neue These im Vergleich zu ihrer Eltern-These zu bewerten. So können wir entscheiden, ob es sich um eine sinnvolle Weiterentwicklung oder um eine "Verschlimmbesserung" handelt. Am Ende ist für den Nutzer in den meisten Fällen nur eine Version jeder These interessant. Daher ist es wünschenswert, diese Auswahl möglichst schnell und möglichst automatisch zu treffen.

Technisch gesehen bedeutet das, wir schauen auf diejenigen Nutzer, die beide Thesen (Ausgangsthese und Weiterentwicklung) bewertet haben und dabei ihre Meinung geändert haben. Wenn dabei viele Unterstützer zu Ablehnern werden, dann ist das ein klares Zeichen für eine Verschlechterung. Wenn dagegen viele vormalige Ablehner zu Unterstützern werden, dann können wir von einer Verbesserung ausgehen. Auf diese Weise reicht uns eine relativ kleine Stichprobe von Bewertungen um eine Vorhersage über die Qualität der neuen These zu treffen, und dann zu entscheiden, welche Version der These gerade am Wichtigsten ist. Schwierig wird es nur dann, wenn die neue These die Nutzer spaltet (viele Ablehner werden Unterstützer und umgekehrt). Dann muss die These unter Umständen als eigenständige Alternative betrachtet werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Idee der Vererbung dazu dient, das Weiterentwickeln von Thesen zu vereinfachen und festzustellen, welche Version einer These für die Nutzer gerade am wichtigsten ist. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass grundverschiedene Thesen dem Nutzer als Alternativen präsentiert werden, die unabhängig voneinander weiterentwickelt werden können. Diese Alternativen können dann irgendwann einem Entscheidungssystem (z.B. LiquidFeedback oder ein Parteitag) zur Abstimmung gegeben werden.

Erklärungsvideo



Fazit und Ausblick

Wir haben gesehen, wie die klare Strukturierung der Diskussionsbeiträge zusammen mit Bewertungen der Nutzer und einer automatischen Verarbeitung die Übersichtlichkeit der Diskussion stark verbessern kann. Nutzer-Bewertungen zur Filterung von Trollbeiträgen und zur Sortierung der Wichtigkeit ist eine erprobte Methode und kommt schon jetzt in zahlreichen Webseiten zum Einsatz. Diese Bewertungen sollen zusammen mit der Strukturierung auch helfen persönliche Angriffe, zu emotionale Reaktionen und Nebensächliches aus der Diskussion herauszuhalten.

Was in dem Konzept auf jeden Fall noch fehlt, ist eine gute Möglichkeit den Überblick über viele verschiedene Diskussionen und ihre thematische Zuordnung zu behalten. Die hier diskutierten Vorschläge beziehen sich ausschließlich auf die Übersichtlichkeit einer einzelnen Diskussion, geben aber kaum Hilfestellung beim thematischen Einordnen von Diskussionen und beim Finden von Duplikaten und widersprüchlichen Vorschlägen. Ein Konzept dafür wurde neulich in einer Diskussion von Heptasean vorgeschlagen. Ich hoffe, schon bald etwas darüber schreiben zu können.

Anmerkung um Verwirrung vorzubeugen: Beim letzten real-live-Treffen haben wir uns darauf geeinigt "Thesen" in "Vorschläge" umzubenennen. Ich habe den Beitrag hier aber noch entsprechend der ursprünglichen Idee belassen.

Quellen: 

http://www.youtube.com/watch?v=x6r0x5RayZc
https://piratenpad.de/p/disqussion
https://rlp-ag-meinungsfindung.piratenpad.de/2012-05-03
http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Pinae/Meinungsbildung
http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer_Diskussion:Makri
http://www.marinaslied.de/?p=598
http://streetdogg.wordpress.com/2012/05/03/discuss-public-alpha-test/
http://wiki.piratenpartei.de/AG-Meinungsfindungstool/Problembeschreibung
http://blog.intercom.io/criticism-and-two-way-streets
http://wiki9999.org/
http://wiki.piratenpartei.de/AG-Meinungsfindungstool/Roadmap

Mittwoch, 2. Mai 2012

Zielsetzung

Herzlich willkommen auf dem DemoQratie Blog! Da das hier der erste Post ist möchte ich ihn gerne nutzen, um den Hintergrund des Blogs zu klären und ihm ein Ziel zu geben.


Themen

Ich möchte gerne die Themen Meinungsfindung und Basisdemokratie insbesondere Liquid Democracy und alles, was damit zusammenhängt, behandeln. Ich bin zu der Meinung gelangt, dass der Erfolg der Piraten mit einer guten (technischen) Umsetzung der basisdemokratischen Entscheidungsprozesse steht und fällt. Ja mehr noch, ich glaube sogar, dass letztlich die Vision echter Basisdemokratie von der Lösung der gleichen Probleme abhängt. Daher ist dieser Blog mein Versuch etwas dazu beizutragen.


Ziele

Dieser Blog soll helfen ein kompromissfähiges System zur basisdemokratischen Entscheidungsfindung innerhalb der Piratenpartei zu erarbeiten. Ich will dabei ergänzend und nicht konkurrierend zu den Bundes- und Landes-AGs arbeiten.
Besonderes Augenmerk möchte ich auf schwierige Fragen wie Sicherheit, Nachvollziehbarkeit und Anonymität legen. Diese Aspekte sind sehr komplex und haben in der Vergangenheit zu mannigfaltigen Diskussionen und auch Spaltungen innerhalb der Piraten geführt. Aber ich glaube, dass ein für Alle gangbarer Kompromiss erarbeitet werden kann. Und wenn uns das gelingt, dann revolutionieren wir damit die Demokratie!